Vorwort
Brief an unsere Stakeholder
Sehr geehrte Leserinnen und Leser
Im Jahr 2021 hat die Wyss Academy for Nature an der Universität Bern die Aufbauphase, die die ersten 20 Monate unserer Tätigkeit prägte, fast abgeschlossen. In diesen Tagen herrscht in den neu eingerichteten Büros in Bern reger Betrieb. Letztes Jahr sind zwei neue Professoren und ihre Innovationsteams eingezogen und die Bereiche Synthesis Center und Global Policy Outreach sowie das Managementteam sind voll einsatzfähig. Heute arbeitet ein transdisziplinäres Team mit fast fünfzig hoch motivierten Personen für die Wyss Academy for Nature und wir können nun auch auf die Unterstützung unseres Advisory Committees zählen. Dieses unabhängige Gremium setzt sich aus neun globalen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen zusammen, die für unsere Arbeit wichtig sind. Sie werden entscheidend dazu beitragen, dass die Wyss Academy eine wirkungsorientierte Organisation bleibt.
Die gesamte Aufbauarbeit dient letztlich unseren vier regionalen Stewardship-Hubs in Südamerika, Ostafrika, Südostasien und in der Schweiz. Trotz der grossen pandemiebedingten Herausforderungen der letzten zwei Jahre betreiben wir heute bereits mehr als 20 Inkubator-Projekte, die sich mit neun konkreten Mensch-Umwelt-Herausforderungen rund um den Globus befassen. Sie reichen von bedrohten Pufferzonen rund um den Amazonas-Regenwald in Peru bis hin zur Energiewende im Schweizer Tourismussektor und zur Frage, wie sich Synergien schaffen lassen für die lokale Bevölkerung in Madagaskar, welche einen hohen Preis für den Erhalt der globalen Biodiversitäts-Hotspots in ihrem Land bezahlen muss. Weiter haben wir unsere Büros in Kenia und Peru institutionell verankert und konnten hervorragende neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen. Sie werden unsere Arbeit in den Regionen leiten und mit unseren langjährigen und neuen Partnern zusammenarbeiten. Mit der Wiedereröffnung internationaler Grenzen konnten wir unseren hauptsächlich virtuellen Austausch zwischen den regionalen Hubs und dem Büro in Bern mit persönlichen Besuchen vor Ort bereichern und stärken. Auf dem Weg hin zur CO2-neutralen Organisation muss die Wyss Academy Flugreisen mit Bedacht einsetzen, doch diese Besuche in Peru, Kenia und Madagaskar waren sehr wichtig. Denn damit wir unsere ehrgeizigen Ziele erreichen, ist es nicht nur essenziell, ein gemeinsames Verständnis für unsere Mission und Strategie zu schaffen, sondern auch Vertrauen aufzubauen und Freundschaften zu schliessen.
Obwohl im Jahr 2022 noch einige Aufbauaktivitäten anstehen – beispielsweise das Zusammenstellen von zwei zusätzlichen Forschungsteams und der Start von Feldeinsätzen in Südostasien –, sind wir sehr stolz auf das, was die neu geschaffenen Teams in kurzer Zeit erreicht haben. Der wichtigste Beweis dafür ist, dass der Austausch zwischen den vier regionalen Hubs und dem Büro in Bern funktioniert und Wirkung zeigt: lokale und globale Themen und Fragestellungen werden verbunden und Wissen führt zum Handeln. So konnten wir beispielsweise nach intensiven Diskussionen in unseren Regionen einen ersten Beitrag zu internationalen Strategien leisten, indem wir auf dem Food Systems Summit der Vereinten Nationen 2021 eine Erklärung zur Rolle von Ernährungssystemen für das beidseitige Wohlergehen von Natur und Mensch einreichten. Gemeinsam mit den regionalen Partnern definierten wir auch die wichtigsten Wissensbedürfnisse, die unsere Forschungsteams durch interdisziplinäre Projekte angehen sollten. Letztlich wurden Syntheseprojekte identifiziert, welche sich unter anderem auf die Rolle indigener und lokaler Praktiken und Kenntnisse fokussieren werden.
Dass wir über alle Bereiche der Wyss Academy eng zusammenarbeiten, um unsere gemeinsame Mission zu erfüllen, bleibt eine der wichtigsten Prioritäten auf unserem weiteren Weg. Mit dieser Überzeugung haben wir auch in enger Abstimmung mit unserem Stiftungsrat eine Strategie für die Jahre 2022 bis 2024 entwickelt – sicherlich ein Höhepunkt des vergangenen Jahres. Gestützt auf unsere übergreifende Vision – Naturschutz und menschliches Wohlergehen zum gegenseitigen Nutzen zu gestalten – haben wir drei Ziele identifiziert, von denen wir uns bei allen unseren Aktivitäten leiten lassen. Wir wollen erstens konkrete Innovationen aufzeigen, von denen Natur und Mensch profitieren, zweitens einen neuen Gesellschaftsvertrag anregen, der Transformation auf breiterer Ebene unterstützt, und drittens die Wyss Academy als globalen Wegbereiter solcher Innovationen etablieren.
Mit dem Krieg gegen die Ukraine folgt auf die Pandemie unmittelbar eine weitere Krise. Diese Tragödie könnte nicht nur von der Umweltkrise ablenken, die die Menschheit bedroht, und dringende Massnahmen verzögern, sondern auch all diejenigen demoralisieren, die an Veränderungen glauben und den Mut zum Handeln haben. Auch wenn wir vielleicht nicht in der Lage sind, die aktuelle geopolitische Situation zu beeinflussen, so sind wir von der Wyss Academy for Nature doch überzeugt, dass wir ein starkes Fundament gelegt haben, um gemeinsam die dringlichsten Herausforderungen anzupacken.
Prof. Dr. Peter Messerli
Direktor
Prof. Dr. Christian Leumann
Präsident des Stiftungsrats